
„Eine Kur ist kein Urlaub – sondern eine medizinische Maßnahme“, sagt Annette Ebbert, neue Kurberaterin bei der Caritas in Borken. Foto: hie
Borken. Mütter, Väter oder pflegende Angehörige tragen im Alltag oft eine enorme Last – psychisch wie körperlich. Viele von ihnen brauchen dringend eine Auszeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Doch den Weg zu einer Vorsorge- oder Rehamaßnahme bei der Krankenkasse einzuschlagen, ist häufig kompliziert. Unterstützung erhalten Betroffene bei der Kurberatung der Caritas in Borken. Seit April 2025 ist Annette Ebbert die neue Ansprechpartnerin.
Die 34-Jährige ist selbst Mutter von zwei Kindern und ausgebildete Sozialpädagogin. Seit 2021 arbeitet sie beim Caritasverband Borken, zunächst in den Frühen Hilfen. „Dort habe ich Familien in belastenden Situationen unterstützt. Aber mir war wichtig, noch mehr in die direkte Beratung zu gehen“, erzählt Ebbert. So wechselte sie im Frühjahr in den Bereich Kurberatung.
Für wen ist die Kurberatung gedacht?
Die Beratung richtet sich vor allem an Menschen, die im Alltag stark beansprucht sind. „Unsere Angebote sind besonders für Mütter und Väter gedacht, die gesundheitlich belastet oder sogar schon gefährdet sind“, erklärt Ebbert. Ebenso wende sie sich an Eltern von kranken oder behinderten Kindern sowie an Menschen, die Angehörige pflegen. „Viele kommen zu uns, weil sie erschöpft sind von der Vielzahl an Aufgaben, die auf sie einwirken – oder weil sie gerade eine Krise wie eine Trennung oder schwere Konflikte in der Familie durchleben.“
Das Angebot der Caritas ist dabei eingebettet in ein bewährtes Konzept: die Rahmenarbeit der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung und des Müttergenesungswerks. „Beide Institutionen setzen sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass Menschen, vor allem Mütter, Zugang zu Kurmaßnahmen erhalten“, sagt Ebbert.
Vorteile einer Kur –
und was Beratung leisten kann
Für viele erschöpfte Eltern klingt das Zauberwort „Kur“ wie eine ersehnte Rettung. Doch Ebbert macht deutlich: „Eine Kur ist keine Urlaubsreise, sondern eine medizinische Maßnahme.“ Der Aufenthalt bietet strukturierte Therapien und Unterstützungsangebote, die auf die individuelle Situation zugeschnitten sind. So können Mütter oder Väter ihre Gesundheit stabilisieren, Stress abbauen, neue Kraft gewinnen und Bewältigungsstrategien entwickeln, die den Familienalltag dauerhaft erleichtern.
Die Beratungsstelle begleitet die Ratsuchenden durch diesen teilweise komplizierten Prozess. „Wir sprechen gemeinsam über Behandlungsziele, erklären den Ablauf vor Ort, informieren über Betreuung für die Kinder, über Freizeitangebote sowie über mögliche Kosten. Am Ende sollen die Eltern eine sichere Grundlage für ihre Entscheidung haben“, beschreibt Ebbert. Auch bei der Auswahl eines passenden Kurhauses steht sie zur Seite. Wichtig sei ihr der ganzheitliche Ansatz: „Es geht um Erholung für Körper und Seele – und darum, dass Eltern neue Energie für ihr Leben und ihre Familie schöpfen können.“
Wie läuft eine Beratung konkret ab?
Eine Beratung könne sehr unterschiedlich aussehen, berichtet Ebbert. Grundsätzlich umfasse die Arbeit drei Phasen: Vorsorge, Antragstellung inklusive eines möglichen Widerspruchs und die Nachsorge. „Manche wollen nur grundlegende Infos, andere brauchen intensive Unterstützung – auch das ist völlig in Ordnung.“ Entscheidend sei, dass die Ratsuchenden selbstbestimmt entscheiden können, welche Art von Hilfe sie nutzen möchten.
Zugleich unterstreicht Ebbert, dass die Gespräche vertraulich und kostenfrei sind. „Wir beraten unabhängig von Religionszugehörigkeit, Weltanschauung oder Nationalität – jeder Mensch, der sich uns anvertraut, soll sich sicher fühlen.“
Neue Angebote: Gruppen zur Kurvorsorge
Besonders herausfordernd sei derzeit die Suche nach geeigneten Kurhäusern. „Viele Einrichtungen sind lange im Voraus ausgebucht, das kann für Eltern sehr zermürbend sein“, so Ebbert. Um die Zeit bis zur Maßnahme sinnvoll zu nutzen, plant sie deshalb zusätzliche Angebote in Borken.
Mitte September ist die erste Gruppe zur Kurvorsorge bereits gestartet. Weitere Gruppenangebote werden folgen. Am 18. November steht zudem ein Nachsorgetermin an. Dort geht es vor allem darum, die Erfahrungen der Kur zu reflektieren: Was konnte ich aus der Zeit mitnehmen? Was fällt mir im Alltag noch schwer? Und an welchen Stellen kann ich gezielt ansetzen, um Veränderungen auch langfristig umzusetzen? Ein neuer Termin zur Vorsorge wird dann erst im kommenden Jahr wieder angeboten.
Wer sich über eine mögliche Kur informieren oder individuelle Beratung erhalten möchte, kann direkt Kontakt mit Annette Ebbert aufnehmen. Per Mail an kuren-erholung@caritas-borken.de oder unter 02861/945805.