Münsterland

Licht in dunklen Zeiten

21.12.2025

„Hoffnung?“ haben die Keramikerin Susanne Hagedorn-Menge und die Malerin Eva Neumann ihre Krippe genannt. Fotos: Stephan Kube

„Hoffnung?“ haben die Keramikerin Susanne Hagedorn-Menge und die Malerin Eva Neumann ihre Krippe genannt. Fotos: Stephan Kube

Telgte. Klimakrise, Kriege, Populismus, Fakenews – Schlagworte, die den Alltag bedrücken. Da klingt die Weihnachtsbotschaft von Frieden, Licht und Erlösung beinahe wie ein ferner Traum. Doch in Telgte wird sie lebendig – auf eindrucksvolle, nachdenkliche und manchmal auch überraschende Weise.

Fast 100 Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich in diesem Jahr an der 85. Telgter Krippenkunst-Ausstellung. Sie stellen eine entscheidende Frage: Hat die Weihnachtsbotschaft heute noch eine Chance? Ihre Antworten sind ebenso vielfältig wie berührend. Christus als Licht der Welt, die Hoffnung auf Gerechtigkeit, der Glaube an Heilung und Vollendung – all diese Facetten finden Ausdruck in Ton, Holz, Metall und Stoff.

Zeitgenössisch und traditionsbewusst

Besonders die modernen Interpretationen überraschen. Viele Krippendarstellungen verlegen die Geburt Jesu mitten in die Welt unserer Zeit: in vom Krieg zerstörte Städte, in Flüchtlingslager oder in die beunruhigende Stille einer Krankenstation. Es sind Bilder, die anrühren – und zugleich mahnen, die Botschaft von Weihnachten als Auftrag für die Gegenwart zu verstehen.

Doch auch die Freunde klassischer Krippen kommen in Telgte voll auf ihre Kosten. Neben zeitgenössischen Arbeiten sind traditionelle Holzkrippen aus bekannten Bildhauerwerkstätten zu sehen. Den besonderen Reiz machen die Kontraste aus: hier der schlichte Stall aus bäuerlicher Handwerkstradition, dort die experimentelle Installation voller Symbolkraft.

Internationaler Blick und Jubiläum

Ein weiterer Höhepunkt ist die Präsentation internationaler Krippen aus der Sammlung Sabine Brunner. Sie zeigen Maria und Josef auf der Flucht nach Ägypten – ein Motiv, das in Zeiten weltweiter Fluchtbewegungen berührend aktuell wirkt.

Im Rahmen der Ausstellung wird außerdem ein Jubiläum gefeiert: 100 Jahre Landesgemeinschaft der Krippenfreunde von Rheinland und Westfalen. Gegründet 1925 in Köln, setzt sich die Gemeinschaft bis heute engagiert für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Krippenkunst ein. Eines ihrer besonderen Schaustücke, eine kunstvoll gearbeitete Marionettenkrippe, ist in Telgte zu bestaunen – ein Stück Geschichte mit liebevollen Details.

Einladung zum Innehalten

Die Krippenausstellung in Telgte ist mehr als eine Kunstschau. Sie lädt dazu ein, innezuhalten, nachzudenken – und vielleicht ein wenig Hoffnung mitzunehmen. In einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist, erinnert sie an das Versprechen, dass Licht und Frieden auch heute noch ihren Platz haben. Die Ausstellung läuft bis 25. Januar.

„Der Schmetterling der Hoffnung“ ist von der Schülerin Maria Hibler.

„Der Schmetterling der Hoffnung“ ist von der Schülerin Maria Hibler.

„Sonne der Hoffnung“ von Pedro Alves Filho.

„Sonne der Hoffnung“ von Pedro Alves Filho.

Auch Annette Hiemenz hat ihre szenische Darstellung „Hoffnung“ genannt.

Auch Annette Hiemenz hat ihre szenische Darstellung „Hoffnung“ genannt.